Bei einem Zugunglück in Belgien sind in der Nacht des 4.5.13 gegen 2 Uhr drei mit Chemikalien beladene Kesselwagen eines Zuges von SNCB Logistics explodiert. Ein Anwohner kam ums Leben, 17 weitere Menschen wurden verletzt. Der Zug mit insgesamt 13 Kesselwagen kam aus den Niederlanden und war auf dem Weg in den Hafen von Gent. Sechs Kesselwagen waren aus noch unbekannter Ursache im Ort Wetteren entgleist und umgestürzt. Infolge dessen geriet der Zug in Brand, was wiederum die Explosionen auslöste.
Aus Sicherheitsgründen waren unmittelbar nach dem Entgleisen des Zugs etwa 300 Anwohner in der Nähe der Unglücksstelle zwischen den Ortschaften Schellebelle und Wetteren evakuiert worden.
Die Feuerwehr ließ die Waggons kontrolliert abbrennen, damit sich die Schadstoffe nicht bodennah ausbreiten. Bei der Verbrennung von Acrylnitril bilden sich hochgiftige Blausäuregase in hoher Konzentration. Ein Teil der Chemikalien lief in die Abwasserkanäle, die von der Feuerwehr gespült wurden, um die Bildung explosionsfähiger Gasgemische in der Kanalisation zu verhindern. Bei einer Chemikalie soll es sich um die krebserregende leicht flüchtige und wasserlösliche Flüssigkeit Acrylnitril handeln.
http://de.wikipedia.org/wiki/Acrylnitril
Die untere Explosionsgrenze in Luft ist bereits bei 2,8 Vol% erreicht, d.h. hoch explosive Dämpfe. Schon im Mai 2012 hatten sich in Belgien zwei ähnliche Unfälle mit Güterzügen ereignet, die giftige Substanzen geladen hatten.
http://www.spiegel.de/panorama/kesselwagen-mit-chemikalien-bei-zugunglueck-in-belgien-explodiert-a-898127.html
http://www.ksta.de/panorama/zugunglueck-in-belgien-ein-toter-und-33-verletzte,15189504,22677392.html
http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/europa/europachronik/543955_Zugunglueck-in-Belgien-Keine-Entwarnung-fuer-Bewohner.html
http://www.abc.net.au/news/2013-05-05/one-dead-after-belgian-train-carrying-toxic-chemicals-derails/4670150
Sparsame PM des Infrastrukturbetreibers Infrabel:
http://www.infrabel.be/fr/presse/premieres-informations-concernant-l-accident-survenu-sur-la-ligne-50-entre-schellebelle-et-we
Unsere Anmerkung:
Die Häufung von Eisenbahnunfällen in Ortschaften zeigt, dass durch die Verlagerung von Gefahrguttransporten auf die Schiene und die Akkumulation immer größerer Gefahrgutmengen in einen Zug ein "Klumpenrisiko" für die Anwohner geschaffen wurde, das weit größer ist als das Risiko der Anwohner von Betrieben, die der Störfallverordnung unterliegen bei gleichzeitig völlig fehlender Sicherheitsvorsorge für die Anlieger. Diese Entwicklung sabotiert die Folgerungen, die aus den Chemieunfällen in Seveso und Basel gezogen wurden, und die in den Seveso-Richtlinien der EU ihren Niederschlag gefunden haben.
Buergergruppe fuer Laermschutz an der Bahn
Ludwig Steininger
Riedlingerstr. 3
D-85614 Kirchseeon bei Muenchen
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Spruch des Tages:
Wir werden niemanden wählen, der weiterhin mit einer technischen Infrastruktur des 19. Jahrhunderts, mit rollendem Material aus der Mitte des 20. Jahrhunderts den Güterverkehr des 21. Jahrhunderts bewegen will (OB Jürgen Nimptsch, Bonn, April 2013).