Gemeinsam gegen Bahnlärm Güterzuglärm macht krank, muss das sein? Werden die Anwohner der Bahnstrecke über Leonberg Welche Möglichkeiten der Lärmreduktion sind realistisch? Was tut die Politik? |
Diese Fragen und die daraus sich ergebenden Forderungen standen im Mittelpunkt eines Gesprächs am 29. Jan von Herrn MdB Binninger mit Vertretern der Arbeitsgemeinschaft Verkehrslärm Region Leonberg (AGVL), in der sich 7 Bürgervereine/Initiativen aus Leonberg und Umgebung zusammengeschlossen haben.
Die AGVL hat dabei darauf hingewiesen, dass die Strecke von Renningen über Leonberg nach Kornwestheim als Westliche Güterzugumgehung Stuttgart (WeGuS) stark genutzt wird und in der Zukunft noch stärker beansprucht werden wird. Die jahrzehntelange Begünstigung der Bahn in Bezug auf Lärmemissionen hat dazu geführt, dass besonders im Güterzugverkehr völlig veraltete Technik mit unerträglichen Lärmwerten über marode Gleise rollt. Um die Menschen zu schützen und die Akzeptanz der Bahn wieder zu verbessern sind zwei Maßnahmenfelder speziell im Güterzugverkehr vorrangig:
Zum ersten ist der Bahnbonus und die Mittelung bei der Lärmerzeugung zu streichen. Es ist einfach nicht verständlich, dass der gewaltige Lärm eines Güterzugs zu bester Schlafenszeit um 5 dB höher sein darf als bei anderen Lärmquellen und dieser Lärm auch noch mit den ruhigen Phasen davor und danach verrechnet wird. |
Zum ersten ist der Bahnbonus und die Mittelung bei der Lärmerzeugung zu streichen. Es ist einfach nicht verständlich, dass der gewaltige Lärm eines Güterzugs zu bester Schlafenszeit um 5 dB höher sein darf als bei anderen Lärmquellen und dieser Lärm auch noch mit den ruhigen Phasen davor und danach verrechnet wird.
Zum zweiten muss der Kampf gegen den Lärm möglichst an der Quelle ansetzen.
Neben der Rheintalstrecke ist die Strecke von Kornwestheim über Leonberg nach Singen die zweite große internationale Güterzugstrecke in Baden-Württemberg in Richtung Süden (Schweiz, Italien, Österreich). Sie soll als Zulaufstrecke zum neuen Gotthard-Basis-Tunnel ausgebaut und damit ihre Kapazität erhöht werden. Aktuell wird deutlich, dass sich der dringend notwendige Ausbau der Rheintalstrecke verzögert, nicht zuletzt aufgrund massiver und berechtigter Proteste gegen weiteren Bahnlärm. Dadurch möglicherweise entstehende Kapazitätsengpässe auf der Rheintallinie könnten durch Verlagerung eines Teils des Güterzugverkehrs auf die WeGuS abgefangen werden und die Anlieger weiter belasten.
Selbst wenn sich der Verkehr erhöht und stärker in die Nachtstunden verlagert wird, haben die Anlieger keinen rechtlichen Anspruch auf Lärmschutz. Die Anlieger der WeGuS sind diesbezüglich ‚gebrannte Kinder’. Noch bis in die 80-er Jahre fuhr auf der Leonberger Bahnstrecke nachts kein einziger Güterzug. Die Ferngüterzüge fuhren über die sogenannte ’Panoramastrecke’ (Stuttgart West / Vaihingen). Inzwischen ist der Güterzugverkehr komplett auf die WeGuS verlagert. Nachts fahren nun bis zu 20 Güterzüge. Im Zuge von Stuttgart 21 wurde die Panoramastrecke an die Stadt Stuttgart verkauft, soll sogar abgebaut und die Grundstückserlöse zur Finanzierung des Projekts verwendet werden. Es ist aus Sicht der AGVL nur recht und billig, wenn ein Teil des Grundstückserlöses in den Lärmschutz der WeGuS investiert wird. Zwar ist die WeGuS im freiwilligen Lärmsanierungsprogramm des Bundes enthalten, aber viel zu weit hinten. Daher ist derzeit aus diesem Programm keine schnelle Hilfe zu erwarten. Allerdings ist zu fragen, ob bei den Beurteilungskriterien insbesondere die lärmverstärkende Lage der WeGuS im engen Glemstal mit den vielen engen Kurven hinreichend Berücksichtigung gefunden hat.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Es besteht grundsätzlich klare Übereinstimmung darin, dass der Güterverkehr stärker auf die Schiene verlagert werden sollte. Dies kann aber nur unter der Maßgabe geschehen, dass der Schutz der Anlieger streng beachtet wird und vor allem die nächtliche Lärmbelastung reduziert wird.
Was tut die Politik? Dem Bundesverkehrsministerium ist seit langem bekannt, dass gerade der nächtliche Güterzugverkehr mit hohen Lärm-Werten Gesundheit gefährdend wirkt. Im nationalen Verkehrslärmschutzpaket 2 mit dem Titel: „Lärm vermeiden vor Lärm schützen“ wurden für alle Verkehrsgeräuschequellen Maßnahmen festgeschrieben. Es ist erfreulich, dass nunmehr in der Koalitionsvereinbarung der neuen Bundesregierung wesentliche Passagen daraus enthalten sind, zum Beispiel:
Umrüstung der Güterwagen auf moderne Bremsen |
Zur AGVL
Die Arbeitsgemeinschaft Verkehrslärm Region Leonberg (AGVL) ist eine Dachorganisation von derzeit 7 Bürgervereinen bzw. Initiativen im Raum Leonberg. Sie haben sich zusammengeschlossen, um eine Verbesserung der Lärmsituation, verursacht durch Verkehr, zu erreichen. Schwerpunkt ist zunächst das Thema Bahnlärm an der Westlichen Güterzugumgehung Stuttgart (WeGuS). Die AGVL wurde im September 2008 gegründet und ist offen für weitere Mitglieder. Die AGVL strebt die Unterstützung der politischen Vertreter und der Anliegerkommunen an. Sie wird nach außen durch einen Sprecher und einen dreiköpfigen Vorstand vertreten, der durch einen Beirat unterstützt wird, in welchen die beteiligten Vereine/Initiativen jeweils einen Vertreter entsenden.
Mobilität verbessern Lärm vermeiden
Die AGVL ist Mitglied in der Allianz gegen Umweltschäden durch Schienenverkehrs (AGUS). Darin haben sich zahlreiche deutsche und schweizerische Bürgerinitiativen zusammengeschlossen.
15.02.2010