Die Crux mit den Verkehrsprognosen oder das Problem der Zahlen
Bei Simulationen für Prognosen gibt es ein “geflügeltes Wort“:
Mist rein, Mist raus! |
Das heißt: Wenn die Grundlagen für das eingegebene Zahlenmaterial schon unstimmig oder nicht plausibel sind, kann das prognostizierte Ergebnis nicht besser sein.
Der überaus größte Teil unseres Durchgangsverkehrs geht von Renningen nach Sindelfingen und umgekehrt. Um diesen Verkehr aus dem Ort zu bekommen, wurde die B 464 gefordert. Die B 464 soll 2010 fertig werden. Weil die B 464 als Autobahnabkürzung uns sicher viel zusätzlichen überregionalen Verkehr bringt, wäre eine Notwendigkeit der Südwestumfahrung noch einzusehen. Die Südwestumfahrung könnte am "Maichinger Buckel" enden, oder sie könnte das Industriegebiet östlich der Bahnhofstraße noch anbinden.
Sehr viel kleiner ist der Verkehrsstrom von Richtung Weil der Stadt nach Stuttgart und umgekehrt. Nach Aussagen des Regierungspräsidiums, soll dieser Verkehr künftig über die ausgebaute B 295 und dann weiter durch das Glemstal fließen. Im Rahmen des Baus der B 464 wird die Ihinger Straße geschlossen. Damit nimmt dieser Verkehr noch mehr ab. Wegen einer geringfügigen weiteren Verkehrsentlastung im Ortskern sollen zwei Naherholungstäler (Hölzertal und Erbachaue) vom Ort abgeschnitten und mit Tangenten zugebaut werden. Das ist unverhältnismäßig.
Alle anderen Durchgangsverkehrsströme sind noch viel kleiner.
Der innerörtliche Verkehr, der durch Magstadt's Bewohner erzeugt wird, wird weiterhin im Ort bleiben. Durch verkehrsberuhigende Maßnahmen im "Magstadter Verkehrskonzept" wird der Verkehr flächig in die Wohngebiete gedrückt. Es ist kaum anzunehmen, dass jemand kilometerweit auf Tangenten um den Ort fährt, wenn er auch kürzer durch den Ort fahren kann.
Die direkte, kurze und ebene Anbindung an Stuttgart stellt einen großen Wert für Magstadts Bewohner und Gewerbetreibende dar. Weshalb sollte man darauf verzichten, um weitere nur marginale Verkehrsverbesserungen im Innenort zu erzielen?
Es wird immer wieder mit den Zahlen aus den Verkehrsgutachten argumentiert. Dabei wird vergessen, dass Gutachten Fehler haben. Frühere Verkehrsprognosen für Magstadt waren teilweise "grottenfalsch" (siehe z.B. Zunahme des Verkehrs in der Feldbergstraße). Die Gutachten haben keine Fehlerrechnung, die besagt, wie verlässlich die Zahlen sind. Kleinere prognostizierte Zunahmen oder Abnahmen sind vollkommen bedeutungslos. Selbst große Zahlen können falsch sein, wenn der Widerstand von Knoten wie dem Rathauseck bei dem Simulationsprogramm nicht berücksichtigt wird, sondern nur mit dem Widerstand der Verbindungsstrecke gerechnet wird. Die Widerstandsparameter werden gesetzt. Deshalb sollte man nicht zu sehr an diese Zahlen glauben, ihr Aussagewert ist begrenzt.
Eine Simulation des Straßenverkehrs funktioniert so ähnlich, wie wenn man eine Flüssigkeit durch ein Netz von miteinander verbundenen Röhren drückt. Man kann sich leicht vorstellen, dass bei gleichem Druck durch ein enges Rohr (mit großem Widerstand) nur wenig Flüssigkeit fließt, durch ein weites Rohr (mit kleinem Widerstand) dagegen viel Flüssigkeit fließt. Mit steigendem Druck steigt auch die entsprechend durchfließende Flüssigkeitsmenge. Es ist entscheidend, wie bei der Verkehrssimulation diese Widerstandsparameter für die verschiedenen Straßen gesetzt werden. Wenn diese Parameter der Realität nicht entsprechen, dann verfälscht das die Aussagekraft der Simulation.
Deshalb sollte man diese Verkehrsprognosen nicht als exakte Vorraussagen bewerten. Sie sind mit mehr oder weniger Fehlern behaftet. Leider wird nicht angegeben, mit welcher Genauigkeit diese Prognosen eintreffen. Ein Vergleich von prognostizierten Zahlen aus den 90er Jahren mit jetzigen Verkehrszählungen ergab Abweichungen von bis zu 200 Prozent!
Leider wird in der Argumentation oft so getan, als handele es sich bei diesen Zahlen um Fakten. Jeder muss beim anstehenden Bürgerentscheid selbst bewerten, ob er die direkte, kurze und ebene Anbindung an Stuttgart zugunsten eines teilweise unausgewogenen und überzogenen Verkehrskonzepts aufgeben will. Wie bereits dargelegt, brauchen wir weder eine Ost- noch eine Südosttangente, da mit der Hölzertalstraße eine gute und zweckmäßige Verkehrsstruktur bereits vorhanden ist.
Bei dem Tangentenkonzept mit seinen Umwegen und Steigungen wurde auch der dadurch verursachte Mehrverbrauch an Kraftstoff und die damit verbundene Umweltbelastung nicht berücksichtigt. Dieser Mehrverbrauch dürfte sich, auf ein Jahr hochgerechnet, zu einem ganz beachtlichen Volumen aufsummieren.