Meinungen |
9. April 2005
Welle Wahnsinn
Magstadter Verkehrskonzept
Was will Magstadt eigentlich?
Mit dem Schreiben vom 1.2.2005 erfüllt das Regierungspräsidium faktisch alles, was Magstadt sich wünschen kann.
Die Hölzertalstraße (L 1189) bleibt als Landesstraße offen. Das Land unterhält die Straße weiterhin. Gemeinde wie Kreis wollen die Straße nicht haben, jetzt behält diese das Land. Und nicht nur das, die künftige Südtangente und die Alte Stuttgarter Straße werden als Landesstraße integriert, damit das geschlossene Landesstraßennetz erhalten bleibt. Das Land übernimmt also Straßenabschnitte zusätzlich in seine Baulast und unterhält diese.
Warum das so ist, wird mit einem gesetzlich vorgeschriebenen zusammenhängenden Landesstraßennetz begründet. Unterbrochene Landesstraße, wie sich Magstadt das vorstellt, sind grundsätzlich ausgeschlossen. Ausdrücklich wird darauf hingewiesen, dass es jedem Fahrzeugführer freigestellt ist, die für ihn günstigere Fahrstrecke nach Stuttgart zu wählen. Das wäre in Richtung Stuttgart die K 1005 (vorbei an den Buchen), wenn man schon dort in der Gegend ist. Dem Autofahrer ist es schließlich egal auf welcher Straße er fährt. Hauptsache er kommt schnell und sicher an sein Ziel. Ob das eine Land- Kreis- oder Gemeindestraße ist, ist ihm wurst. Soweit zur Erklärung.
Um was geht es dann?
Was jetzt kommt, hört sich nach tiefstem Mittelalter an. Kommunalverwaltung, wie eine Mehrheit im Gemeinderat, möchten die Hoheit und Verfügungsgewalt über alle Straßen im Ort erlangen. Sie möchten einen Schutzwall mit Tangenten um Magstadt ziehen. Bei Landesstraße und Kreisstraßen muss bei Veränderungen nämlich immer die Zustimmung des jeweiligen Trägers eingeholt werden. Das passt den Kommunalgrößen in Magstadt für ihre Vorhaben nicht. Lieber geben sie viel Geld für eigene Straßen aus, das für andere Zwecke besser eingesetzt werden könnte. Ein Kilometer Straßenerneuerung kostet zwischen 100-120 T€. Dazu kommen noch die laufenden Unterhaltskosten von zigtausend Euros in jedem Jahr. Die Gemeinde hat es jetzt im Winter schon nicht geschafft den Winterdienst für ihr eigenes Straßennetz ordentlich durchzuführen. Was erwartet uns dann künftig?
Wenn wir schon ein Tangentensystem (Süd und Ost) haben müssen, dann bitte richtig. Eine Südtangente so nahe und kurvig an der Wohnbebauung entlang ist mehr als sträflich, es ist einfach dumm. Als Bürgermeister oder Gemeinderat würde ich mir den bereits künftig vorprogrammierten Dauerärger nicht aufhalsen. Die Anlieger haben ja Recht, wenn sie einen größeren Abstand zu ihren Häusern und Wohnungen fordern. Das gleiche gilt für die Osttangente. Wenn diese Tangente wahrscheinlich erst in ferner Zukunft einmal Landesstraße werden sollte, dann bestimmt nicht in der geplanten Bauausführung. Die Trasse ist zu kurvig (lt. Planungsbüro) und ebenfalls zu steil für schwere Lastzüge, welche zu Hunderten das Gewerbegebiet Ost täglich anfahren. Das entspricht keinesfalls dem heutigen Standard im Straßenbau für eine Landesstraße. Verkehrssicherheit, Lärm-, Abgas- Feinstaubemission (steile Steigung erhöht Ausstoß) werden bei der geplanten Bauausführung total vernachlässigt. Das die Benutzer dieser Tangenten weiter fahren müssen um an ihr Ziel zugelangen, was zusätzliche Umweltbelastungen erzeugt, interessiert anscheinend auch nicht. Auf dem Rathaus hängt man Träumen einer schlaraffenlandähnlichen Ortskernsanierung nach. Sicher, unser Ortskern muss moderner, funktioneller und ansehlicher für die Bürger gestaltet werden. Mit den vielen geplanten Einbahnstraßen und dadurch bedingten Umwegen im Rathausbereich wird das im Rahmen der geplanten Ortskernsanierung kaum erreicht. Besonders dann nicht, wenn Gassen zu Anfahrtswegen zum Ortskern umfunktioniert werden und der Quellverkehr im Ort durch Umwege zunimmt.
Also lieber Bürgermeister und werte Gemeinderäte, setzt euch hin und macht eure Hausaufgaben ordentlich. Falls ihr selber nichts zustande bringt, was niemand erwartet, schließlich seit ihr alle keine Straßen- und Raumordnungsplaner auch wenn das mancher von euch glaubt, für diesen Zweck gibt es Planungsbüros. Aber keine "Gefälligkeitsplaner" sondern unabhängige Fachleute mit Erfahrung auswählen und diese ohne politische Vorgaben von bereits fertigen "Konzepten" auch machen lassen.
Magstadt hat eine Chance, aber nur mit Weitsicht, Visionen und Sachverstand.