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Zeitschrift "Der Steuerzahler", März 2005

Es waren einmal zehn Männer, die jeden Tag miteinander zum Essen gingen. Die Rechnung betrug zusammen jeden Tag genau 100 Euro. Die Gäste zahlten ihre Rechnung wie wir unsere Steuern: Die ärmsten vier Gäste zahlten nichts. Der Fünfte zahlte 1 Euro, der Sechste 3 Euro, der Siebte 7 Euro, der Achte. 12 Euro, der Neunte 18 Euro. Der Zehnte, der am meisten Geld hatte, zahlte 59 Euro.

Das ging eine ganze Zeitlang gut. Jeden Tag kamen sie zum Essen und waren zufrieden. Bis der Wirt Unruhe in das Arrangement brachte indem er den Preis für das Essen reduzierte. Jetzt kostete das Essen für die zehn nur noch 80 Euro, aber die Gruppe wollte unbedingt beibehalten so zu zahlen wie bisher. Dabei änderte sich für die ersten vier nichts, sie aßen weiterhin kostenlos. Wie sah es aber mit den restlichen sechs aus? Wie konnten sie die 20 Euro Ersparnis so aufteilen, dass jeder etwas davon hatte? Die sechs stellten schnell fest, dass 20 Euro geteilt durch sechs 3,33 Euro ergibt. Aber wenn sie das von den einzelnen Teilen abziehen würden, bekämen der fünfte und der sechste noch Geld dafür, dass sie zum Essen gehen.

Also schlug der Wirt den Gästen vor, dass jeder ungefähr prozentual soviel weniger zahlen sollte wie er insgesamt beisteuerte. Er begann für seine Gäste zu auszurechnen. Heraus kam Folgendes: der fünfte Gast, ebenso die ersten vier, zahlte ab sofort nichts mehr (100% Ersparnis). Der Sechste zahlte 2 Euro statt 3 Euro (33% Ersparnis). Der Siebte zahlte 5 Euro statt 7 Euro (28% Ersparnis). Der Achte zahlte 9 statt 12 Euro (25% Ersparnis). Der Neunte zahlte 14 statt 18 Euro (22% Ersparnis). Und der Zehnte (der Reichste)zahlte 49 statt 59 Euro (16% Ersparnis).

Jeder der sechs kam günstiger weg als vorher und die ersten vier aßen immer noch kostenlos. Aber als sie nochmal nachrechneten, war alles doch nicht so ideal wie sie dachten. "Ich hab nur einen Euro von den 20 Euro bekommen!" sagte der sechste Gast und zeigte auf den zehnten Gast, den Reichen:"Ich hab nur einen Euro gespart und er spart zehnmal soviel wie ich:" "Wie wahr!" rief der Siebte. "Warum kriegt er 10 Euro zurück und ich nur 2? Alles kriegen mal wieder die Reichen!" "Moment mal," riefen da die ersten vier aus einem Munde. "Wir haben überhaupt nichts bekommen. Das System beutet die Ärmsten aus!"

Und wie aus heiterem Himmel gingen die neun gemeinsam auf den Zehnten los und verprügelten ihn. Am nächsten Tag tauchte der zehnte Gast nicht mehr zum Essen auf. Also setzten sich die übrigen 9 zusammen und aßen ohne ihn. Aber als sie die Rechnung bezahlen wollten, stellten sie fest, dass alle zusammen nicht genügend Geld hatten, um auch nur die Hälfte der Rechnung bezahlen zu können!

Und so funktioniert unser Steuersystem: Die Menschen, die die höchsten Steuern zahlen, haben die größten Vorteile einer Steuererleichterung. Wenn sie aber zuviel zahlen müssen, kann es passieren, dass sie einfach nicht mehr am Tisch erscheinen. In der Schweiz und in der Karibik gibt es auch ganz tolle Restaurants.