Meinungen


Politische Verkehrsplanung aufgezeigt - Ein Magstadter schaut zurück
Straßenverbindungen von der A 8 zur A 81 im Raum Leonberg-Böblingen-Herrenberg


1934
Autobahn Leonberg-Herrenberg (Gärtringen) im Ausbaunetz der Autobahnen bereits vorgesehen.

1973-1978
Staatssekretär Ernst Haar (SPD) vom Bundesverkehrsministerium weist mehrmals Einsprüche gegen die Autobahn Leonberg-Gärtringen, vorgebracht von OB Ortlieb (SPD) aus Leonberg zurück.

1979
Landrat Dr. Heeb (SPD) erklärt im Kreistag, kein Weg führe an der Autobahn A 81 Leonberg-Herrenberg vorbei.
Die Landtagsabgeordneten Birzele (bis 1996 Innenminister in BW), Lamparter und Grunert, alle SPD, verlangen ein Gutachten, um die Autobahn Leonberg-Gärtringen durch Ortsumgehungen von Magstadt und Maichingen sowie den sechsspurigen Ausbau der A 81 zwischen Sindelfingen und Böblingen samt Überdeckelung derselben zu ersetzen.

Der Bürgermeister Bernhard Maier von Renningen (FWV, heutiger Böblinger Landrat) verlangt die unverzügliche Aufnahme des Planfeststellungsverfahrens für die Autobahn A 81 Leonberg-Herrenberg. Seine Bürgermeisterkollegen im Kreis kritisieren, als Anfänger im Amt wolle er sich damit profilieren.

1981
Landrat Dr. Heeb hält A 81 Leonberg-Herrenberg im Gegensatz zu OB Brumme, Böblingen, und Bürgermeister Bohlinger, Magstadt, jetzt für entbehrlich.

Planungsbeauftragte Prof. Steierwald/Dr.Schönharting fordern anstelle der Autobahn eine vierspurige B 464.

1984
Meinungsänderung: Bürgermeister Maier aus Renningen warnt davor, die Autobahn Leonberg-Herrenberg zu bauen.

SPD-Landtagsabgeordnete Birzele, Grunert u.a. fordern eine zweispurige Straße Leonberg-Böblingen (B295+B464) als Umgehung von Magstadt und Maichingen, und die zu verbreiternde Autobahn zwischen Böblingen und Sindelfingen zu überdeckeln.

1985
Die Politiker erklären die Autobahn Leonberg-Gärtringen für politisch nicht durchsetzbar. Innenminister Schlee (CDU) teilt mit, die Landesregierung habe sich für eine zweispurige, Verbindung entschieden, da Städte und Gemeinden aus ökologischen Gründen eine vierspurige Lösung verworfen hätten.

1987
Dr. Schönharting hält jetzt eine zweispurige Verbindung Leonberg-Böblingen, ausgelegt für 17000 Fahrzeuge am Tag, trotz ständig wachsendem Verkehr für ausreichend. Magstadt verlangt eine dritte Spur an den Steigungen seiner Markung. Das wird abgelehnt.

1990
Die Gemeinderäte in Renningen verlangen von Bürgermeister Maier, er solle die von einer ortsnahen Trasse betroffenen Nachbargemeinden Magstadt und Maichingen entscheiden lassen, ob sie mit der ortsnahen Trasse 3a einverstanden seien, da Renningen von dieser gar nicht betroffen sei, wohl aber ein Landschaftsschutzgebiet in Magstadt und einige Aussiedlerhöfe in Maichingen.

Maier trifft die erste Entscheidung: "Die ortsnahe Trasse müsse gebaut werden, oder gar keine". Damit wird die Autobahntrasse der A 81 offen gehalten, welche auf den Markungsgrenzen weiter westlich verläuft.

Bürgermeister Benzinger aus Magstadt stellt im örtlichen Mitteilungsblatt klar, das die B 464 3a ausschließlich der Verkehrsentlastung Magstadts diene.

1991
Ministerpräsident Erwin Teufel ermuntert Landrat Dr. Heeb beim Landkreistag in Böblingen, er und sein Kreistag sollten doch grünes Licht für die Autobahn Leonberg-Gärtringen geben. Wegen dieses Vorschlages wird er von Bürgermeistern und Politikern im Kreis heftig kritisiert.

1992
Der Bundesminister für Verkehr schließt die Linienbestimmung der ortsnahen B 464 Trasse 3a ab.

1998
Ministerpräsident Erwin Teufel erklärt im Bürgerhaus in Maichingen die B 464 sei ein Autobahnersatz.

1999
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) fordert die Wiederaufnahme der Planung der A 81 Leonberg-Gärtringen.

2002
Bürgermeister Benzinger erhebt mit seinem Gemeinderat Einspruch gegen den vierspurigen Ausbau des Autobahnanschlusses Leonberg-West bis auf Höhe der Abzweigung nach Warmbronn (Übergang zur B295/B464). Der Einspruch wird vom Regierungspräsidium abgelehnt.

2005
Anlässlich des ersten Spatenstichs zur B 464 lässt Landrat Maier die Stuttgarter Zeitung berichten, dass die Übergänge über die B464 so angelegt werden, dass diese auf vier Spuren verbreitert werden kann. Wie schon von der "Bürgerinitiative Magstadt" 1987 prognostiziert, wird das Fahrzeugaufkommen mit 30 000 pro Tag angegeben.

Am 30.12. berichtet die Stuttgarter Zeitung, die IHK sehe im Raum Stuttgart immer noch erhebliche Defizite im Straßenbau. Zu einer guten Infrastruktur gehöre "ein qualitativ hochwertiges Straßennetz". Anders als in vielen anderen Ballungsräumen, gebe es rund um Stuttgart keinen Autobahnring. Regierungspräsident Andriof glaube aber, durch die vielen kleineren Maßnahmen werde es auf den Hauptverkehrsadern partiell eine Entlastung geben. Er wird weiterwurstelt!

2006
Landrat Maier, der zur Verkehrsverhinderung 1990 auf der B 464 so viel als möglich Ampeln aufstellen wollte, begrüßt am 26.01. mit den Bürgermeistern wegen Staugefahr deren Beseitigung und will jetzt die B 464 leistungsfähig machen.

Fortschreibung vom 13. Juli 2006
2006
Am 31.01.2006 durfte, nachdem die Presse schon Tage zuvor davon berichtet hatte, auch Bürgermeister Merz in Magstadt seinem Gemeinderat eröffnen, dass die B 464 erst leistungsfähig gemacht werden müsse. Die früher vom Landrat so zahlreich geforderten Ampeln sollen jetzt entfallen. Ein zweites Ohr an jeder Auffahrt soll die B 464 kreuzungsfrei erreichbar machen. Das Planfeststellungs- und Genehmigungsverfahren soll im Sommer anlaufen. Eine Ausweitung der B 464 auf vier Spuren sei "zunächst" nicht geplant.

Wegen dem geplanten sechsspurigen Ausbau der A 81 zwischen den beiden Städten Sindelfingen und Böblingen kommen Forderungen der Anlieger auf, die angeblich versprochene Überdeckelung zu realisieren. Viele Politiker wollen für sie kämpfen, obwohl sie alle nichts Schriftliches in der Hand haben. Vom Bund wird diese Forderung als nicht finanzierbar abgelehnt.

Landrat Maier war die Überdeckelung immer "Geschäftsgrundlage". Für ihn brach angeblich "eine Welt zusammen", als der Späth die Autobahntrasse Leonberg Gärtringen aufgegeben hat.

Mittlerweile kann angenommen werden, dass gegen Ende seiner Amtszeit von Regierungspräsident Andriof und Landrat Maier, nächstes Jahr also, bekannt gegeben werden dürfte, dass die B 464 vierspurig wird. Dies als Trostpille für die "Nichtüberdeckelung" zwischen Sindelfingen und Böblingen. Der Förderverein für die ortsnahe Trasse B 464 3a kann dann ein zweites Transparent am Rathauseck in Magstadt aufhängen, um sich für eine Ersatzautobahn am Ortsrand zu bedanken. Der Magstadter Gemeinderat wird scheibchenweise dafür präpariert, das ihm 1990 ins Nest gelegte Kuckuksei vollends auszubrüten!

Am 17. März berichtet die Stuttgarter Zeitung, Ministerpräsident Günther Oettinger habe die A 81 zwischen Böblingen und Sindelfingen als einen "historischen Fehler" bezeichnet. Die seiner Ansicht nach bessere Alternative wäre eine Verbindung der A 8 und der A 81 zwischen Leonberg und Gärtringen gewesen. Den Fehler könne man nicht mehr gut machen.

Am 29. April berichtet die Stuttgarter Zeitung, Ministerpräsident Günther Oettinger habe dem Landtagsvizepräsidenten Frieder Birzele die Ehrenmedaille des Landes Baden-Württemberg verliehen. Der hatte zusammen mit anderen Genossen 1984 zwei Anträge gestellt. Erstens die Bundesstraßen B 295 und B 464 nur zweispurig zu bauen und zweitens die A 831, welche sich in der Zwischenzeit zur A 81 gemausert hat, zwischen Böblingen und Sindelfingen zu überdeckeln. Die Bundesstraßen B 295 und B 464 konnten schon damals den zu erwartenden Verkehr nicht aufnehmen, die Überdeckelung der A 81 will heute der Bund nicht bezahlen.

Ende Juni wird zwischen Maichingen und Darmsheim die erste Brücke der B 464 eingeweiht. "Der einsame Torso" (Stuttgarter Zeitung) hat eine Spannweite von über 34 Meter. Er bietet Durchlass für eine vierspurige Bundesautobahn mit 29.00 Meter Breite,

Am 6. Juli stellt das Regierungspräsidium im Renninger Bürgerhaus "den Lückenschluss des seitherigen Planungsloches mittels eines "Provisoriums" vor. In Renningen wird es schwierig in kurzen Abständen die Leonberger-Straße, die Warmbronnerstraße (K 1008) und die B 464 kreuzungsfrei ohne Ampeln an die B 295 anzubinden.

Fortschreibung vom 27. September 2006
Bürgermeister Faißt stellt fest, dass der Ausbau der B 295 und der B 464 eine schlechtere Situation schafft, als wenn vor 30 Jahren die Autobahn Leonberg-Gärtringen beschlossen worden wäre.

Baudirektor Heyd vom Regierungspräsidium lässt den Ortschaftsrat in Sindelfingen-Machingen in nicht öffentlicher Sitzung wissen, "dass die Brücken auf der B 464 so aufgewertet werden, dass diese notfalls später nicht abgerissen werden müssen, sondern einen schmalen vierspurigen Querschnitt schultern können!"

Ortschaftsräte aller Fraktionen sind empört über diese Vorgehensweise. Walter Arnold (Fraktionsvorsitzenden der CDU im Sindelfinger Stadtrat): "Das ist der Anfang vom Begräbnis der Demokratie!"

Stefan Frohnmayer (CDU): "Das ist ein Skandal, wie man hier mit der Bevölkerung umgeht!" und nach der windigen Behauptung von Heyd: "Es gibt keine Pläne, die Straße vierspurig zu bauen!" stellt Frohnmaver kurz und bündig fest: "Der Schwindel geht weiter!"

Am 15.09.2006 meldet die Stuttgarter Zeitung:
In seinem Wohnort Renningen macht Landrat Maier kein Hehl daraus, dass er die Ablehnung einer "Bodenseeautobahn" vor mehr als 25 Jahren für falsch hielt und hält. "Das hätte uns vor manchem Ungemach heute bewahrt." Denn die "unendlich langen Planungszeiten für die jetzigen Lösungen" seien "unsäglich für den Wirtschaftsstandort und ein Trauerspiel." Insofern seien eben die Prognosen der alten Planungen schon längst wieder überholt.

Der Kirchturmspolitiker Bernhard Maier bildet sich ein, niemand würde ihn als äußerst wandelbares Chamäleon ausmachen. Zusammen mit den Regierungspräsidenten Bulling und Andriof, seinem Vorgänger Heeb und den Bürgermeistern entlang der Neubaustrecke der B 295 / B 464 ist er für den Murks verantwortlich, welcher im Westen der Landes in Salamitaktik im Straßenbau vorangetrieben wird.

Fortschreibung vom Juni 2007
2007
An einer Brückenbaustelle war zu erfahren, dass diejenigen Brücken, an denen die B 464 über andere Verkehrswege verläuft, für zwei Spuren gebaut werden, weil angestückelt werden kann. Dort, wo die B 464 unten durchläuft, wird für einen vierspurigen Durchlass gebaut, damit bei einer Erweiterung das Bauwerk nicht abgerissen werden muss. Es bleibt abzuwarten, wie beim Straßenplan um an Ein- schnitten und Böschungen verfahren wird.

Die Stuttgarter Zeitung berichtet am 25.05., was Landrat Maier und Ex-OB Burger aus Sindelfingen sowie andere Altvorderen bezeugen: "Jetzt steht das frühere Versprechen der Landesregierung im Raum, beim Ausbau der A 81 einen Deckel zu bauen."

Nach Presseberichten erfolgte am 2.06. die vorgezogene Teileröffnung der B 295. Wegen "Vergabestreitigkeiten" wird die Straße erst im November offiziell für den Verkehr freigegeben. Vor den Grußworten von Regierungspräsident Andriof und Landrat Maier segneten zwei Geistliche die Straße. Ein Trost für die Pfarrer: Im letzten Jahrhundert hat die Kirche ganz andere historische Fehler gesegnet!

Am 2.06. berichtet die Stuttgarter Zeitung, dass für das Bundesverkehrsministerium ein Deckel für die A 81 zwischen Böblingen und Sindelfingen nicht in Frage kommt.Landrat Maier sagt, die Politik könne sich nicht davonstehlen. Durch den Verzicht auf die A 81 Leonberg-Gärtringen habe der Bund eine Menge Geld eingespart.

Bei einer Podiumsdiskussion mit der Leonberger Zeitung fordert der Renninger Bürgermeister Faißt ernsthaft Mautgebühren für die B 295/B 464 in Anbetracht des zu erwartenden hohen LKW-Verkehrs. Es wird ihm entgegengehalten, diese brächte nichts, weil die zu fahrende Strecke auf der neuen Bundesstraße um sechs Kilometer kürzer sei. Gefordert werden die vielen Ampeln, welche der damalige Bürgermeister Maier 1990 als Garanten dafür aufstellen wollte, dass kein Autobahnverkehr auf die Autobahnspange überschwappt. Diese aber will Frau Berroth MdL (FDP) beseitigen, weil ein beschleunigter Verkehr keine so hohe Luftbelastung erzeuge.

Am 10.06 erklärt Bürgermeister Faißt im Foyer der Ausstellungshalle Bürgern die Verkehrsproblematik im Renninger Süden. Er ist stolz darauf, verhindert zu haben, dass die Stadt Leonberg die K 1008 entlang des Maisgrabens nach Warmbronn kappen konnte. Das sei gut für die Renninger Geschäftsleute. Ob es für die Bewohner zwischen Magstadter Straße und B 295 gut ist, wenn nach der Schließung der Magstadter Hölzertalstraße (L 1189) der Direktverkehr Calw-Stuttgart anstatt über das Glemstal den kürzeren Weg durch Renningen nach Warmbronn nimmt, wurde nicht erörtert. Die seitherige Abzweigung von der B 295 auf die K 1008 entfällt nämlich. Bürgermeister Faißt schildert auch, dass er zwei Jahre nach seinem Amtsantritt 2002 auf dem Regierungspräsidium noch keine Planung für die Zusammenführung der B 464 mit der B 295 vorfand. Erst im Jahr 2006 wurde im Renninger "Planunngsloch" mittels eines "Provisoriums" auf dem Papier der "Lückenschluss" vollzogen. 16 Jahre zuvor hatte Regierungspräsident Bulling dem skeptischen Magstadter Gemeinderat den Beschluss für die ortsnahe Trasse B 464 3a abgerungen unter dem Vorwand, nur diese komme schnell. Die mit Hilfe des heutigen Landrats durchgedrückte Autobahnspange erweist ist sich schon vor ihrem Bau als unzulänglich. Sie kann den zu erwartenden Verkehr nicht aufnehmen.