S60 / Güterzugverkehr

von Ewald Thoma am 21. Aug. 2004 17:51
Interessant, wie die Bahn AG derzeit versucht, Imagepflege für den Güterverkehr auf der Strecke durch Leonberg zu betreiben. Nun hat sie wohl einen Redakteur der LKZ zu einer Fahrt auf einer Güterzuglok eingeladen und ihn dabei schwer positiv beeindruckt. Das Ergebnis ist in einem Artikel nachzulesen, der gestern (Freitag, 20.8.) in der LKZ mit großer Aufmachung erschienen ist. Der Artikel soll wohl den Eindruck vermitteln, dass die Kritik von Leonberger Bürgern an den derzeitigen Ausbauplänen der Strecke zwischen Renningen und Böblingen nicht berechtigt ist.

Tenor: Ein paar Güterzüge gab es auf der Strecke schon immer. Fast alle sind sogenannte ‚Millionenzüge’, d.h. sie holen die Autos vom Daimler in Sindelfingen für den Export ab, dienen also dem Erhalt der Arbeitsplätze in der Region. Nur ‚ab und zu’ fährt ein Zug die Strecke in Richtung Singen oder gar in die Schweiz – einer äußerst romantischen Strecke sogar mit Betriebsruhe zwischen Horb und Tuttlingen (Wann?) - von einer Hauptstrecke kann also ganz und gar keine Rede sein. Die Strecke hat noch jede Menge freie Kapazität. Der geplante Ausbau der Strecke dient alleine dem S-Bahn-Verkehr und überhaupt, die Güter gehören sowieso auf die Schiene, das hilft doch allen, vor allem den Leonberger Bürger, weil dann am Leonberger Dreieck weniger Staus sind.

Ich frage mich: Warum hat die Bahn AG diese billige Meinungsmache nötig und warum macht die LKZ dieses Spiel mit ?

Ich hoffe nur, dass die Leser die dahinter stehende Absicht erkennen und sich ihr eigenes Urteil bilden. Von der LKZ würde ich mir wünschen, dass sie den Leonberger Bürgervereinen (und auch der Stadtverwaltung) irgendwann genauso viel Aufmerksamkeit einräumt wie der Bahn AG (immerhin einer privaten Firma – wenn auch noch in Staatsbesitz). Und noch ein Vorschlag: Vielleicht verlegt die LKZ die romantische Bahnfahrt beim nächsten Mal in die Nacht zwischen 2 und 3 Uhr. Der Redakteur wird sich dann aber wundern, dass keine Autos mit Stern auf den Wagen zu finden sind und er nicht beim Daimler in Sindelfingen aussteigen kann, sondern sich erst kurz vor Zürich wieder finden wird. Mit Äpfel pflücken aus dem Führerstand ist dann leider auch nichts. Um das echte Bahn-Feeling zu bekommen, würden wir ihn auch sehr gerne einladen, seine Nachtruhe mal direkt an der Strecke zu verbringen - am besten in einer schönen Kurve vor dem Leonberger Bahnhof und selbstverständlich bei offenem Fenster. Er könnte dann (im Traum) den wunderbaren, vielstimmigen Klang der uralten Waggons aus allen Herren Länder in vollen Zügen und in großer Zahl geniessen. Schlafgelegenheiten für dieses einmalige Erlebnis gibt es dafür genug – da können wir gerne behilflich sein.

Zu den vielen falschen Behauptungen und den vielen Widersprüchen des Artikels möchte ich mich an dieser Stelle bewusst nicht weiter äußern. Es könnte sonst etwas herb werden und ganz verderben möchte ich es mir weder mit der Bahn AG noch mit der LKZ.

Nur eines noch: Der Artikel enthält noch einige für unsere Argumentation interessante Details. Vielleicht kommen wir später noch darauf zurück.

p.s. für Autoexperten noch eine Frage:
Welcher Automarke gehören die auf dem Bild zu sehenden Autos an ? Zusatzfrage: Werden in Sindelfingen Kombis hergestellt ?

Weitere Anmerkung: Die Autos mit Stern werden i.d.R. mit geschlossenen Wagen transportiert, welche im übrigen fast so leise wie die S-Bahnen sind und die wir gerne weiterhin auf der Strecke sehen würden. Bei den Daimler-Zügen habe ich bisher auch keine Tankwaggons gesehen.....